Rückblick: ANTAIA und unsere Reisen

Unser Segelschiff ANTAIA, ein Rundspant Stahlkasko (Scorpion II) der renommierten Werft Feltz in Hamburg, hatten wir, Elke und Werner Stumpe, (persönliche Infos hier) in 18 Monaten in Gütersloh ausgebaut und modifiziert. Das Heck wurde verlängert, ein Edelstahlcockpit mit Pinnensteuerung eingebaut, das Niedergangsschott in Holz und Edelstahl kann versenkt werden und in Stufen hochgezogen. Der Bugbereich ist wasserdicht abgeschottet und ein von Deck zugänglicher Stauraum für Segel, Schlauchboot, Fender etc. wurde geschaffen. Dadurch konnte der Salonbereich U-förmig angelegt werden, der Tisch kann versenkt werden, sodass ein Doppelbett entsteht. An Backbord wurde die Nasszelle mit WC / Dusche eingebaut und eine Doppelbettkabine, Steuerbord die Pantry, der Kartentisch und ein Durchgang zur grossen Achterkabine. Eine feste Seereling sorgt für Sicherheit.

Als Ausrüstung hatten wir einen SatNav, eine UKW-Funkanlage, natürlich Echolot und Logge und einen Weltempfänger. Als Motor einen Mercedes Diesel mit trockenem Auspuff. Eine hervorragende Windsteueranlage von Schwing-Pilot und eine Autohelm-Selbststeueranlage erleichterten uns die Steuer-Arbeit.

Wir wurden Mitglied im Verein Trans-Ocean und erhielten die Standernummer 283.

Im Mai 1986 wurde das Schiff in Münster zu Wasser gelassen und nach einer Fahrt durch die deutschen Flüsse und Kanäle erhielten wir in Bremen unseren Isomat-Mast von Hahnfeld mit doppelten Vor- und Achterstagen, Babystag und 5 Wanten an jeder Seite. Grosssegel, Genua 1. u. 2., Fock, Sturmfock und Blister rundeten die Ausstattung ab.

Nach Versuchsschlägen auf der Nordsee segelten wir am 11.Juni von Bremerhaven los und mit vielen Zwischenstopps ins Mittelmeer, dann im Herbst zu den Kanaren.

Wir segelten mit beim ersten Atlantic Race for Cruising Ships (ARC 1986) von Las Palmas nach Barbados und waren nach 18 Tagen einlaufend das 40. Schiff von 208.

Dabei hatten wir Tagesetmale von 180 - 185 Seemeilen an mehr als fünf Tagen!

Eine Saison Karibik, Bahamas, dann 1987 Ostküste USA, Charleston, Wilmington in North Carolina, mit dem Wohnmobil 3 Monate durch die Vereinigten Staaten. In Wilmington nutzten wir die Gelegenheit, am Schiff zu arbeiten und bauten auch ein festes Deckshaus über den Niedergang.

Anfang Dezember 1987 zurück in die Karibik, zweieinhalb Tage Sturm mit 60 Knoten im Nordatlantik, Wasser im Auspuff und mit kaputtem Motor nach Barbados. Da die Motorwiederbelebung auf Dauer nicht anhielt, statt Kanaldurchquerung 1988 nach Besuch von Venezuea und San Blas nur ein Stopp in Panama und nordwärts nach Florida. Heisser Sommer in St. Petersburg und neuer Yanmar Motor 44 PS, mit allem Drum und Dran - im Herbst wieder gen Süden.

Hurrikan am 26. November ! mit 74 Knoten in Isla Mujer, Mexiko, das Auge genau über uns weg, am Boot keine Schäden..

Weiter nach Belize, Guatemala, Honduras zum Panamakanal.

Im März 1989 schwamm ANTAIA dann im Pazifik und wir besuchten Galapagos und segelten 6 Monate lang in Französisch Polynesien. Statt dann nach links abzubiegen und nach Neuseeland zu segeln, hielten wir uns Nord: Penrhyn, Christmas Island, Fanning, und Anfang 1990 über den Äquator nach Palmyra, damals noch unbewohnt. Drei Monate Robinson Leben, dann wollten wir eigentlich wieder in die Südsee. Aber Hawaii lag nur 1100 Seemeilen im Norden, und dann lockte Alaska und wir folgten auch diesem Ruf. Südostalaska mit seinen Gletschern, Walen, Lachsen, Bären, Wanderrevieren (Chilkoot Trail über die Berge nach Kanada) war einer der Höhepunkte unserer Reise.

Das Schiff überwinterte in Vancouver, während wir nach viereinhalb Jahren den ersten Heimaturlaub in Deutschland machten und die Gelegenheit nutzten, zu heiraten.

Im Frühjahr 1991 segelten wir in British Columbia und Washington State. In Seattle lagen wir eine Weile in der Marina und rüsteten das Schiff weiter auf. Die doppelten Vorstagen wurden durch zwei Rollreffanlagen von Harken ersetzt, jetzt hatten wir eine Kutterbesegelung. Neue Vorsegel, Furuno 24 Meilen Radar, ein festes (abnehmbares) Dach mit Fenster über dem Cockpit und rundum zu schliessende Cockpitverkleidung, Wassermacher, 1200 Watt Inverter für 110/220Volt, und noch mehr kam an Bord für die nächste Pazifiksaison. Dann verzogen wir uns die Küste lang nach Süden mit diversen Zwischenstopps in USA, Weihnachten im San Diego Yachtclub als Gäste des Clubs und Silvester 1991/92 in Ensenada. In Baja California, Mexiko erholten wir uns erst mal von den Ausgaben und genossen das billigere Leben. Von Acapulco aus ging es wieder für 6 Monate nach Französisch Polynesien mit einem Abstecher nach Pitcairn mit einigen Schwierigkeiten.(Siehe: Pitcairn Segeltörn mit Hindernissen oder als Bericht in TO Zeitschrift, Nr.60, 4/93, S. 23). In Moorea kauften wir ein gebrauchtes Amateurfunkgerät und waren so erstmals in der Lage, auch auf See Wetterberichte zu empfangen.

Im Oktober 1992 schafften wir es dann "richtig" nach links abzubiegen und nach einem Zwischenstopp in den Cook Islands machten wir unseren Landfall in Neuseeland. Nicht wie geplant in Opua, sondern wegen Gegenwind in Tauranga, Bay of Plenty, südlich von Auckland. Uns hätte nichts Besseres passieren können. Seit 1992 ist Tauranga zu unserem dritten Heimathafen geworden, aber das wussten wir damals noch nicht, denn nach eineinhalb Jahren in Neuseeland, unterbrochen von einem längeren Deutschlandaufenthalt, segelten wir mit neuem GPS, neuer Genua und Grosssegel, Geräteträger am Heck für Solarpanele, Dinghimotorlift und Antennen, sowie elektrischer Ankerwinsch und selbstfallendem Bügelanker Ende Mai 1994 nach Norden, mit dem Plan über Tonga, Fiji und andere Inseln für die nächste Hurrikansaison über den Äquator zu den Marshalls zu segeln. Im südlichen Minerva-Riff erlebten wir dann einen der schlimmsten Stürme, die über dieses Gebiet gezogen sind, während viele Fahrtenyachten auf dem Weg nach Norden waren. Der ‚Queen's Birthday Storm' forderte 3 Tote, 7 aufgegebene Schiffe mit abgeborgenen Besatzungen und viele mehr mit Schäden. Für uns bedeutete es zwei Nächte im Riff mit mehr als 70 Knoten Wind, aber dank gutem Schiff und Ankergeschirr hatten wir keine Schäden. (siehe TO-86 Nr.68, 4/95, S.34) und im Bericht: Minerva Sturm 94

In Tonga ereilte uns nun das Schicksal so vieler Weltumsegler, wir fanden ein nettes Plätzchen für unseren Lebensabend und beschlossen, erstmal da zu bleiben. In der Vava'u Gruppe pachteten wir ein Stück Land direkt am Strand einer der schönsten Buchten.

In den Jahren darauf haben wir Fiji, Neukaledonien, Samoa per Boot besucht und waren noch mehrere Male in Tauranga, Neuseeland um dort das Boot zu pflegen und neue Segel und Ausrüstung zu kaufen.

An Silvester 2001/2002 erlebten wir WAKA, den schwersten Hurrikan (Zyklon), der Tonga je heimgesucht hat, mit 90 Knoten Wind, in Böen 135 Knoten, an unserer Mooring in der Hungalagune in Vava'u. (siehe Berichte: Hurrikan Waka)

April 2003 bis Juli 2004 waren wir wieder in Tauranga (davon einige Monate auch in Deutschland) und haben unsere ANTAIA total überholt. Unter anderem wurde das Teakdeck entfernt und das ganze Boot neu gespritzt und gestrichen.

Ein neuer GPS mit Kartenplotter und Anschluss an den Laptop und ein neues Echolot wurden eingebaut.

In der Zeit ersteigerten wir ein kleineres Motorboot, das wir völlig umgebaut und ausgerüstet haben, um es in den tonganischen Gewässern zu benutzen.

August bis Dezember 2004 waren wir mit Antaia in Tonga, um nach unserem Grundstück zu sehen.

Ende Dezember 2004 waren wir wieder von Tonga aus auf dem Weg nach Tauranga in Neuseeland, machten unseren Landfall jedoch in Opua, um dort und in Whangarei viele Seglerfreunde zu besuchen.

Im Januar 2005 ging es wieder nach Tauranga um das kleine Boot fertig zu bauen und nach Tonga zu verschiffen. Antaia erhielt einen neuen Unterwasseranstrich und im Oktober segelten wir wieder nach Tonga.

Bis September 2007 verbrachten wir in Tonga und ein paar Monate in Deutschland. dann segelten wir nach Fiji und besuchten Vanua Levu, Viti Levu und ein paar Inseln der Mamanuca und Yasawa Inseln. Danach waren wir 4 Wochen in Vanuatu in Port Vila auf Efate, bevor wir nach Neukaledonien weitersegelten. Landfall war in Ouvea, dann Nordostküste von Neukaledonien und Iles des Pines, bevor wir in Noumea für Australien ausklarierten. Der letzte grosse Schlag führte uns nach Gladstone in Australien, wo wir die Weihnachtsfeiertage verbrachten, dann Bundaberg und Scarborough (Redcliffe Peninsula) bei Brisbane. (Siehe: Bericht 2006 und Bericht 2007)

Hier fand unsere "grosse" Antaia mit Hilfe von Brokerin Anita Farine neue Eigner, die mit ihr wieder die sieben Meere befahren. Solltet Ihr sie treffen, sagt HALLO.

Wir sind wieder zurück zu unserem Inselleben in Tonga gegangen. Dort werden wir leben, bis die Gesundheit oder das Schicksal anderweitig entscheiden.

Unser neues Boot haben wir ebenfalls ANTAIA getauft, dann wird es einfacher für alle, die uns unter diesem Namen kennen. Aber dies ist dann eine neue Geschichte...

 

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