Weihnachten 2006

Liebe Freunde,

Dritter Advent, leise rieselt der ... Regen, es hat angenehme 26 °C, der Garten steht in voller Blüte, die AvocadosAvocado hängen dichtgedrängt am Baum Avocadobaum

und die Mangos leuchten gelb: richtig, wir sind in Tonga. Das erste Mal, seit wir 1995 unser Grundstück „ANALULU“ auf Fofoa gepachtet haben,Früchte

sind wir mehr als ein Jahr am Stück hier gewesen und konnten dies alles ernten:

Anfang November 2005 segelten wir mit ANTAIA von Neuseeland nach Vava'u und seither war die längste Strecke, die wir zurückgelegt haben, 10 Seemeilen, 2 Stunden Fahrt, zur Stadt Neiafu zum Einkaufen und wieder zurück.

Also diesmal keine Abenteuer auf See, aber langweilig wurde es uns sicher nicht.

 

Santo-We

 

Das Hauptprojekt war der weitere Ausbau unseres Motorseglers, den wir kurz vor Weihnachten letztes Jahr von Neuseeland per Frachter nach Tonga geschickt hatten und auf unserem Grundstück an Land gesetzt hatten. Erst rodeten wir ein Stück Urwald nahe der Hütte und 2,5 m über der Wasserlinie, wo das Boot zu Wasser gelassen werden kann. Dann wurde eine Betonplattform betoniert mit Pfosten, wo wir unser grosses Zeltdach wieder errichten konnten, das wir schon in Neuseeland gebaut hatten. Die Blechhütte wurde auch wieder aufgestellt, ebenfalls mit Betonfundament. Nun stand das Boot trocken und die Arbeit konnte beginnen. Leider war in der Sommersaison das Wetter oft zu heiss und feucht, sodass viele Epoxy-und Malarbeiten nicht gemacht werden konnten.

Rampe

Aber auch sonst gab es in Garten und Haus immer genug zu tun.

Ab und zu war eine Hurrikanwarnung, aber zum Glück zog alles in genügend Abstand vorbei und es gab nur einige Male stürmischen Wind und Regen.

Im Februar wurden wir zu unserer Freude vom TRANS-OCEAN Segelclub zu Stützpunktleitern in Vava'u, Tonga ernannt und schon Mitte April, an Ostern, konnten wir unsere erste TO-Yacht, die PLEITE mit Christa und Sigi begrüssen.

Am 4. Mai, dem Geburtstag des damaligen Kronprinzen, wurden wir morgens um 04:30 sehr unsanft wachgerüttelt. Ein Erdbeben der Stärke 8,1 mit dem Epizentrum in den Ha'apais, nur 150 km südlich von uns, versetzte für mehrere Minuten die Erde in heftige Wellenbewegungen. In der Hütte leerten sich die offenen Regale und selbst die Schränke und der Kühlschrank öffneten sich und einiges fiel auf den Boden und ging zu Bruch. Der Betonfussboden hatte nachher Risse und die Tür war verzogen. Uns war bis auf den Schreck nichts passiert und auch sonst hielten sich die Schäden in Grenzen.

Im Juni kamen die TO-Yachten WHITE WINGS mit Marlies und Klaus und ON TOP mit Laura und Albert, beide unterwegs um die Welt mit der Bluewater Rally. Die SCHLAMPE mit Rolf und SWEETWEATHER mit Jarek trafen auch hier ein.

Die Arbeiten am Motorboot gingen weiter und wir betonierten die Rampe zum Wasser Stück für Stück.

MoilbaumSobald Molitonganerdie Orangen und Mandarinen im Juni reif waren, fing ich an Marmelade zu machen und Saft einzukochen. Dazu pflücken und pressen wir die Früchte aus,Saftflaschen

der Saft wird mit dem halben Anteil Zucker in einem grossen Topf aufgekocht und heiss in gereinigte und sterilisierte Glasflaschen abgefüllt.

Eine Heidenarbeit, aber dafür haben wir in den langen 10 Monaten zwischen den Ernten ein gutes haltbares Saftkonzentrat und unsere tonganischen Helferinnen freuen sich über ein paar Flaschen.

 

Im Juli besuchten uns die TO-Yachten VIVACY mit Harald und Crew Michelle und Cornelius und die MIGNON mit Edith und Johan, die uns ein schönes Gästebuch schenkten.

Vaki-1

Wir haben natürlich immer Kontakte mit „unserer tonganischen Familie“ und dem Dorf Hunga. So sind wir auch zur Feier des 90. (neunzigsten!) Geburtstag des Dorfältesten Vaki eingeladen worden, ich als „offizielle Geburtstagsfotografin“.

Nach der Kirchenfeier gab es ein grosses traditionelles Essen, eine POLA, in der Stadthalle. Vaki ist noch sehr rüstig und geistig rege und hielt stehend eine lange zündende Rede.

Mitte Juli kamen die Söhne eines guten österreichischen Freundes zu uns auf Besuch: Tom, 18 Jahre und Maci (Hans), 22 Jahre, wollten auf einer unbewohnten Insel das Überleben ohne Zivilisationsgüter ausprobieren. Das Einzige, was sie auf die Insel mitnahmen, waren Streichhölzer, Angelhaken und Macheten, einige Früchte und Trinkwasser. Sie lernten schnell, wie man Krabben und Fische fängt und Schnecken in Seewasser in einer Killermuschel garkocht.

Leider verletzten sie sich die Füsse auf dem Riff, was zu einem unfreiwilligen Abbruch des Experimentes führte, aber so hatten wir sie noch ein paar Tage hier bei uns, was uns grosse Freude machte. Sie halfen tatkräftig bei der Mandarinenverarbeitung, beim Betonieren der Rampe und bauten uns eine schöne Feuerstelle.

TO-06
Im August war dann Hochsaison, FINTE mit Eva und Hans, HELIOS mit Brigitte und Olav, LIBeRTEE mit Vera und Ernesto, SLOW MOTION mit Prisca und Rudi, MOYA mit Pat und Fritz, HALEKAI mit Nancy und Burger und MAKANI mit Monika und Felix und die NIEJE LEEV mit Rudi, sowie die SIDARTHA mit Katrin und Stephan und die HIPPOCAMPUS mit Barbara. Seglermit-06

Ebenfalls im August brach ein Vulkan aus in der Gegend des Metis Shoals , einer ehemaligen Untiefe, nur ein paar Meilen südwestlich von uns. Zum Glück blieb der gefürchtete Tsunami sowohl hier als auch in Neuseeland aus. Wochenlang schwemmte Bimsstein bis zu 30 cm im Durchmesser am Strand an und die riesigen Bimssteinfelder, die auf dem Meer zwischen Tonga und Fiji trieben, stellten ein ernstzunehmendes Hindernis für Schiffe dar. Einige Schiffe hatten nach Durchquerung starke Beschädigungen an Farbe und Gelcoat in der Wasserlinie, Probleme mit dem Kühlwasser für den Motor und berichteten von Kompassabweichungen.

Bimsstein

Aus Australien hatten wir für acht Tage ebenfalls Logierbesuch. :-(( ...

Und immer wieder hatten wir wundervolle Kontakte mit Seglern, interessante Tage, gemeinsame Abendessen und Nächte am Lagerfeuer in internationaler Runde, Europa, Amerika, Südafrika, Neuseeland, Australien.

Segler06

Am 10. September starb der König von Tonga in Neuseeland und sein Sohn, der Kronprinz, übernahm die Regentschaft als König Sioasi (George) Taufa'ahau Tupou der Fünfte. (siehe Tonga)

Staatstrauer war angesagt, allerdings nur für fünf Wochen. Die Geschäfte wurden lila und schwarz dekoriert, keine laute oder fröhliche Musik oder Unterhaltung war erlaubt und alle in Tonga trugen zumindest in der Öffentlichkeit schwarz, auch wir. Gut, dass wir uns schon vor Jahren auf dem Flohmarkt mit schwarzer Kleidung eingedeckt hatten, denn nun war in der Stadt fast nichts mehr zu bekommen.

Der September brachte uns TRUDEL mit Silvelie und Jörg und RÈVE DU LUNE mit Liz und Hans, sowie MIAMI mit Ute und Georg und NEW HORIZON mit Wolfgang.

Und im Oktober kam dann der letzte Schwung, viel Spass hatten wir noch mit TO Yachten VITEVITE mit Ilonka, Tristan und Sohn Linus, DOUBLE MAGIC mit Thomas und Hans-Jürgen, MOANA mit Jens, AHODORI mit Michie und Tobias, ALK mit Heidi und Hartmut, NORD mit Karin und Rolf und SPIRIT OF ASSY mit Beate und Jürgen.

Die NOA mit Rita und Walter haben wir leider nur von Ferne gesehen.

Nicht zu vergessen die TRADEWIND, die SAREI mit Amrei und Sascha und INGRID mit Melanie und Richard, die uns ebenfalls hier besucht haben.

Die letzten Yachten sind Mitte November abgesegelt und mittlerweile alle gut an ihrem Bestimmungsort, meist in Neuseeland, angekommen.

In der Nacht vom 16. auf 17. November brachen in Nuku'alofa schwere Unruhen aus. Das Volk, unzufrieden mit der Regierung, verlangte mehr Mitbestimmung und Einfluss. Demonstrationen und Protestmärsche, angestachelt durch aggressive Führer, eskalierten in Zerstörung und Plünderung. Der Mob legte Feuer an Eigentum des Premierministers, Königs und auch chinesischen und indischen Geschäftsleuten, dies führte dazu, dass 70 – 80 % der Gebäude in der Innenstadt von Nuku'alofa ausbrannten. In einem ausgebrannten Gebäude wurden 8 Leichen gefunden.

Leider brannte auch das Restaurant Sulianas von Juliane und Holger, Trans-Ocean Stützpunktleiter von Nuku'alofa, total aus. Die beiden sind zurück nach Deutschland gegangen, der Stützpunkt ist geschlossen.  Ein Nachfolger ist noch nicht in Sicht.

Seither sind in Nuku'alofa strenge Kontrollen und es wurden Notrechte ausgerufen, die gerade für einen weiteren Monat verlängert wurden.

Die Tonganer von Vava'u haben sich in einer Petition auf Seiten des Königs geschlagen und die Vorgänge in Nuku'alofa auf's Schärfste verurteilt. Weder mit dem Flugzeug noch mit der Fähre werden Aufrührer hier an Land gelassen. In Neiafu ist alles ruhig und bei uns auf der Insel proben höchstens die Katzen den Aufstand.

Die Betonrampe ist mittlerweile fertig und das Boot hat einen unfreiwilligen Stapellauf hinter sich, als das Zugseil zur Winde beim Rausrollen riss und es die steile Rampe runtersauste.

Zum Glück ist bis auf schon reparierte Schäden am anderen Dinghi, das dahinter stand, nichts passiert und das Boot schwamm! Wir konnten es auch zu zweit mit der Winde und viel Ellbogenschmalz wieder hochziehen.

Jetzt warten wir auf trockenes Wetter für die letzten Aussenanstriche, dann kann der Stapellauf auch offiziell erfolgen.

SantoRampe

Euch wünschen wir ein FRÖHLICHES, FRIEDLICHES WEIHNACHTSFEST Weihnachtsbaumund einen

erfolgreichen Stapellauf ins NEUE JAHR 2007 und viel Glück und Gesundheit !!

 

Viele liebe Grüsse

Elke & Werner mit den beiden Katern Taika und Niko Katzenvon ANALULU auf Fofoa Island. Hier der letzte Sonnenuntergang 2006

ANTAIA